Dämmerung in Mac’s Place by Thomas Ross

Dämmerung in Mac’s Place by Thomas Ross

Autor:Thomas, Ross [Thomas, Ross]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89581-319-1
Herausgeber: Alexander Verlag
veröffentlicht: 2015-11-09T16:00:00+00:00


26

Es war 13.45 Uhr an diesem Sonntag, als das salvadorianische Dienstmädchen auf der verglasten Südveranda erschien, wo Hamilton und Muriel Keyes beim Mittagessen saßen und gerade mit dem Fleischsalat fertig waren, dem noch der Vanillepudding folgen sollte. Das Dienstmädchen kam mit einem beigefarbenen Telefon, das es einstöpselte, während es Keyes auf spanisch informierte, daß ein Beamter aus seiner Dienststelle ihn unbedingt sprechen wolle, selbst wenn das bedeute, daß er ihn bei seiner Mahlzeit störe.

Keyes dankte dem Mädchen und wartete, bis es im Haus verschwunden war, bevor er den Hörer nahm und den Anrufer mit »Was ist denn?« begrüßte. Nachdem er zwei Minuten ausdruckslos zugehört hatte, sagte Keyes: »Ich mache mich jetzt auf den Weg«, unterbrach die Verbindung und stellte das Telefon neben seinem Glas mit Weißwein ab, das er kaum angerührt hatte.

»Und?« fragte Muriel Keyes.

»Es ist Undean. Gilbert Undean.«

Stirnrunzelnd fragte sie: »Was will er denn jetzt schon wieder?«

Keyes starrte seine Frau mit dem entrückten Blick eines Mannes an, der angestrengt über andere Dinge nachdenken muß. »Nichts. Er ist erschossen worden.«

Sie biß sich auf die Unterlippe wie zur geringfügigen Buße für die Schroffheit ihrer letzten Frage. »Das tut mir leid. Selbstmord?«

»Nein«, sagte Keyes, stand auf und schaute auf die Uhr. »Ich bin um fünf, halb sechs zurück.«

»Bitte sei vorsichtig. Heute morgen bin ich in McLean zweimal fast ins Schleudern geraten.«

»Wie war sie? Du hast gar nichts gesagt.«

»Dilly?« Muriel Keyes zuckte mit den Achseln. »Na ja, Dilly ist deprimiert, und Dilly ist mutlos. Vielleicht sogar selbstmordgefährdet. Ihr ist endlich klargeworden, daß er diesmal nicht zurückkommt.«

»Kann man ihm nicht übelnehmen«, sagte Keyes. »Aber ich wünschte, er käme zurück, so daß du als erste Händchenhalterin abdanken könntest.«

»Arme Dilly«, sagte sie. »Und armer Undean. Hatte er Familie?«

»Nein.«

»Er hat allein gelebt?«

»In Reston.«

»Wie traurig.«

Der dreiundvierzig Jahre alte Sheriff von Fairfax County unterrichtete Hamilton Keyes persönlich in einem kleinen Besprechungszimmer der Stadtbücherei von Reston. Ein dreiköpfiges Team von CIA-Spezialisten trieb sich noch in Undeans Haus herum auf der Jagd nach möglichen Geheimunterlagen. Bei ihrer Suche ignorierten die Männer die Spötteleien der Ermittler vom County-Morddezernat.

Keyes und der Sheriff saßen an dem zwei Meter langen Konferenztisch, der Sheriff an dem einen, Keyes am anderen Ende. Der Sheriff trug einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rot-blaue Krawatte. Keyes vermutete, daß er am Vormittag in der Kirche gewesen war. Keyes, der seit zwanzig Jahren keinen Gottesdienst mehr besucht hatte, trug, was er häufig sonntags trug: eine graue Tweedjacke, ein sehr altes, ausgefranstes rosafarbenes Hemd mit Buttondown-Kragen, graue Breitkordhose, ziemlich neu, und glänzende, fünfzehn Jahre alte Halbschuhe aus feinem Ziegenleder, die dreimal neu besohlt worden waren. Der Sheriff hatte einen skeptischen Blick auf das rosafarbene Hemd geworfen.

»Sie wollen es von Anfang an hören, nehme ich an«, sagte der Sheriff und brachte ein längliches Notizbuch zum Vorschein, das Keyes an die von Zeitungsreportern benutzten erinnerte.

»Ja, bitte.«

Der Sheriff legte das Notizbuch auf den Tisch, setzte seine goldgefaßte Brille ab, hielt sie gegen das Licht der Neonlampe an der Decke, um ihre Sauberkeit zu prüfen, und setzte sie wieder vor seine sanftbraunen Augen, die nach Keyes’ Einschätzung möglicherweise eine Tarnung waren.



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